Mittwoch, 6. Juli 2016

Parabene

Strukturformel der Parabene (R = Alkylgruppe)
Parabene sind Ester der para-Hydroxybenzoesäure (kurz PHB-Ester). Sie verfügen über eineantimikrobielle und fungizide Wirkung und werden daher in der pharmazeutischen Industrie, inKosmetika sowie in bestimmten Lebensmitteln häufig als Konservierungsmittel eingesetzt.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Produkte in denen z. B. Parabene eingesetzt werden, sind:
  • Arzneimittel sowohl zur äußeren als auch inneren Behandlung,
  • Kosmetika wie Cremes, Lotionen, Make-Up, Lippenstifte, Rasierwässer, Deodorants, Seifen, Sonnenschutzmittel, Enthaarungsmittel, Shampoos,
  • Lebensmittel in Geleeüberzug von gekochten, gepökelten oder getrockneten Fleischerzeugnissen; Pasteten oder Knabbererzeugnisse auf Getreide- oder Kartoffelbasis sowie überzogene Nüsse als auch in Süßwaren (außer Schokolade),
  • Tabakwaren, hier gestattet die Tabakverordnung die Verwendung von E 214, E 215, E 216 und E 217, und
  • im technischen Bereich zur Konservierung von Ölen, Fetten, Leimen, Schuhputzmittel.
In Lebensmitteln sind lediglich Methyl-, Ethylparaben und ihre Natriumsalze als Zusatzstoffe zugelassen. Sie sind mit den Nummern E 214/215 und E 218/219 vermerkt.[1]
Kosmetische Produkte werden vorwiegend durch Methyl- und Ethylparaben konserviert. Weniger häufig werden Propyl-und Butylparaben eingesetzt. Auf die nur noch sehr selten verwendeten Stoffe Isopropyl-, Isobutyl-, Phenyl- und Pentylparaben soll wegen mangelnder Daten ganz verzichtet werden. Benzylparaben ist als Konservierungsmittel in kosmetischen Mitteln nicht zugelassen.[2]

Anwendungssicherheit bei kosmetischen Produkten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Einsatz von Parabenen in kosmetischen Produkten wurde in den vergangenen Jahren mit verschiedenen unerwünschten Nebenwirkungen in Verbindung gebracht. Hierbei ist von besonderer Bedeutung, dass Parabene nicht nur über Kosmetika, sondern auch über Medikamente und Nahrungsmittel in den Körper gelangen können.[3] Parabene werden häufig wegen der Auslösung von Allergien kritisiert.[4][5] Nach heutigen Erkenntnissen ist das allergene Potential von Parabenen aber eher als gering anzusehen. Nach aktuellen Daten (2011) des IVDK (Informationsverbund dermatologischer Kliniken) „treten Parabene nur selten als Verursacher von Kontaktsensibilisierungen auf Kosmetika in Erscheinung“.[6]
Britische Wissenschaftler (Darbre et al.)[7] berichteten in einer Veröffentlichung, dass sie Parabene in Brusttumoren nachweisen konnten. Allerdings führten die Autoren keine Untersuchungen zum Parabengehalt in tumorfreien Geweben der betroffenen Patienten durch. Ebenso fehlten Angaben dazu, ob die Patienten vor dem Auftreten der Tumoren überhaupt parabenhaltige Deodorants verwendet hatten. Trotz dieser Schwächen der Studie wurde vor der Verwendung von parabenhaltigen Deodorants gewarnt.[8] Die Warnung wurde damit begründet, dass Parabene eine dem Hormon Östrogen ähnliche Struktur aufweisen, was die Zellen des Brustgewebes eventuell zu unkontrolliertem Wachstum anregen könnte. Eine Studie zur Exposition ergab jedoch keine Assoziation zwischen dem Gebrauch vonAntitranspirantien oder Deodorantien und einer Brustkrebserkrankung. Darüber hinaus wurde zwischen verschiedenen Methoden der Achselhaarentfernung unterschieden, auch hier zeigten sich keine Zusammenhänge.[9] Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das wissenschaftliche Beratergremium der Europäischen Kommission (SCCP) haben ebenfalls die Arbeiten von Darbre et al. überprüft und sehen keinen Zusammenhang zwischen der Verwendung von parabenhaltigen Deodorantien und Brustkrebserkrankungen.[10][11][12]
Eine EU-Untersuchung hat festgestellt, dass PhthalatePolychlorierte Biphenyle (PCB) und Parabene den Hormonhaushalt von männlichen Föten und Kindern stören können und so zu einer Feminisierung führen könnten.[13][14]Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft ist eine relevante hormonelle Wirkung durch Parabene unter den vorgeschriebenen Anwendungsbedingungen nicht zu erwarten.[15]
Basierend auf der Beurteilung der EU-Kommission hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) den aktuellen Stand der Bewertung der Parabene in einer Stellungnahme im Januar 2011 zusammengefasst.[16] Demnach sind Methyl- und Ethylparaben im erlaubten Konzentrationsbereich als sicher anzusehen. Die östrogene Potenz ist sehr gering. Bei Butyl- und Propylparaben wird wegen der höheren östrogenen Potenz eine Höchstkonzentration von 0,19 % vorgeschlagen. Bis zu dieser Konzentration ist die Verwendung als sicher anzusehen. Auf die ohnehin nur selten eingesetzten Isopropyl-, Isobutyl-, Pentyl- und Phenylparaben sollte wegen der unvollständigen Datenlage vorläufig verzichtet werden.
Die beiden Konservierungsstoffe Propylparaben und Butylparaben – beides Ester, die zu den klassischen Konservierungsstoffen zählen - dürfen ab April 2015 nicht mehr in Kinderkosmetika enthalten sein, die im Windelbereich zum Einsatz kommen. Betroffen sind davon Produkte wie Wundschutzcremes, die üblicherweise auf entzündete Babypopos aufgetragen werden. Grundlage ist eine Bewertung der Konservierungsstoffe durch den Wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU-Kommission. Anlass dafür war die Entscheidung der dänischen Regierung im Jahr 2011, beide Parabene in Kinderkosmetika zu verbieten. Der SCCS stützt sein Verbot von Propylparaben und Butylparaben unter anderem auf die Ergebnisse eines Worst-Case-Szenarios. Demnach könnten bei einer bestehenden Hautreizung, wie etwa einem wunden Po, die Parabene stärker in die Haut des Babys eindringen. Das Verbot gilt aber nicht nur für Produkte für Babys bis sechs Monate, sondern für alle „Windel-Kosmetika“ für Kinder bis unter drei Jahren.[17]
Des Weiteren sieht der EU-Mitgliedsstaat Schweden, in dem es eine eigene Verordnung zur Verwendung von Parabenen gibt, einen Rechtsverstoß der EU. Diese ist weiterhin einer eindeutigen Regelung dieser hormonell wirkenden Konservierungsstoffe säumig [18].

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