Mittwoch, 6. Juli 2016

Untätige Behörden?

Ein Mann wäscht sich unter der Dusche die Haare.
Auch im Shampoo können Parabene enthalten sein
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert deshalb schon seit Jahren ein Verbot von Parabenen in Körperpflegeprodukten. Ulrike Kallee vom BUND erläutert, dass sie in fast jedem vierten Kosmetikprodukt enthalten sind. Wenn man nicht genau hinschaue, habe man kaum eine Chance, sie zu vermeiden, so die Expertin. Doch weil sie günstig und einfach einsetzbar seien, wolle die Industrie gern an diesen Stoffen festhalten.
Eigentlich hätte die EU-Kommission schon vor zwei Jahren Kriterien für hormonell wirksame Chemikalien vorlegen müssen, damit man diese regulieren kann. Doch bislang liegen sie nicht vor. Jetzt hat der Europäische Gerichtshof nach einer Klage Schwedens festgestellt, dass die Untätigkeit der Kommission ein klarer Rechtsbruch sei.
In Dänemark hat man bereits reagiert und Parabene in Kinderprodukten schon 2011 verboten. Doch die EU-Kommission zögert. Erst im Jahr 2015 hat sie die häufig verwendeten Propyl- und Butylparabene verboten, allerdings nur in Babyprodukten. In Kosmetikprodukten für Erwachsene bleiben die meisten Parabene weiterhin erlaubt.

Marktcheck macht den Versuch

Wir wollen testen, wie schnell Parabene in den Körper gelangen. Dazu machen wir gemeinsam mit dem Umweltbundesamt einen Versuch mit insgesamt fünf Probanden. Dafür kaufen wir Körperpflegeprodukte, die Parabene enthalten. Zu Beginn des Versuchs werden die Parabenwerte im Körper über eine Urinprobe gemessen. Danach verwenden die Probanden beim Duschen, Haarewaschen und der Körperpflege zwei Tage lang nur die parabenhaltigen Produkte.
Nach zwei Tagen nehmen wir erneut eine Urinprobe. Ob sich der Gebrauch der parabenhaltigen Mittel tatsächlich so schnell niederschlägt? Im Umweltbundesamt überprüft Marike Kolossa die Testergebnisse. Ihr Ergebnis ist eindeutig: Fast alle haben schon vor Beginn des Versuchs Parabene im Urin. Doch nach dem Versuch haben die Probanden zum Teil extreme Spitzenwerte. Ein Tester beispielsweise hat vorher nichts im Urin, aber anschließend einen sehr hohen Wert. Ein anderer Proband fängt schon beim doppelten des Durchschnitts an und geht dann sogar auf das Einhundertfache des Durchschnitts.
Als wir den Testpersonen die Werte zeigen, sind sie schockiert, dass sich schon nach zwei Tagen ein solcher Anstieg bemerkbar macht.

Reaktion der Hersteller

Wir wollen wissen, was die Hersteller dazu sagen und fragen beim Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW e.V.) an, der alle namhaften Kosmetikhersteller vertritt. Ein Interview vor der Kamera möchte man nicht geben. Schriftlich teilt man uns mit: "Die Mengen, in denen Parabene aus kosmetischen Mitteln mit dem menschlichen Körper in Kontakt kommen, sind so gering, dass eine hormonähnliche Wirkung nicht eintreten kann."
Zahnpasta auf einer Zahnbürste
Parabene kommen auf ganz unterschiedlichen Wegen in unsere Körper
Doch das sehen einige Wissenschaftler anders, denn in der Praxis bleibt es nicht bei einer hormonell wirksamen Substanz. Marike Kolossa meint dazu: "Wir haben nicht ein Paraben, sondern wir haben fünf, sechs Parabene im Körper. Wir haben außerdem noch ganz viele andere wie weibliche Hormone wirkende Schadstoffe im Körper und insofern haben wir eine systematische Unterschätzung der Gefährlichkeit unserer Chemikalienbelastung."

App und Naturkosmetik als Ausweg

Der mündige Verbraucher muss also wohl selbst eine Lösung finden, und auf parabenfreie Kosmetikprodukte beim Einkauf achten. Dabei können inzwischen Apps fürs Smartphone helfen, wie beispielsweiseToxfox oder Codecheck. Beim Einkauf scannt man einfach den Produktcode ein und die App zeigt, ob Parabene enthalten sind, denn im Kleingedruckten auf der Packung sind sie oft schwierig zu entdecken.
Klassische Naturkosmetik enthält übrigens grundsätzlich keine Parabene. Außerdem gibt es inzwischen einige 

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